Wanderritt im Schwäbischen Wald 

von Karen Bolkart

Sehr spontan haben Karen und ihr Wanderreitkollege Dieter beschlossen, vom 21. - 24.05.09 einen Wanderritt zu machen. Mit dabei waren natürlich die Pferde Cheik Ouassal (Araber-Berber), Ouardi (Berber) und Jomi (Isländer).


Aufgrund der Spontanität und da nicht viel Zeit blieb, geeignete Unterkünfte zu suchen, beschlossen die beiden, den Ritt bei uns vor der Haustür abzuhalten, zumal es da dort auch einige Ställe gab, die man kannte und die auch spontan bereit waren sowohl die Pferde als auch die Menschen für eine Nacht aufzunehmen.

Nachdem das beschlossene Sache war, und mein Pferd Ouardi sowieso als Handpferd mitging, klinkte ich mich am Donnerstag (der ersten Etappe) und sonntags bei der letzten Etappe mit ein.


Am ersten Tag ritten wir von Bernhalden – nördlich von Sulzbach/Murr – auf den Fratzenwiesenhof bei Ebni zur Familie Bacher. Der Ritt begann gleich mit einem wunderschönen Weg der leider in steilen Stufen bergab endete so dass wir einen Umweg machen mussten. Dieses Problem sollte in den nächsten Tagen noch öfters auftauchen. Wir schlängelten uns dann am Rande von Sulzbach vorbei, südlich von Sulzbach ging es einen steilen Anstieg, teilweise mit Stufen, hoch nach Ittenberg. 

Nach der Mittagsrast an einem kleinen Steinbruch, wo wir von Cheik sage und schreibe 20 Zecken gesammelt hatten, ritten wir auf sehr schönen Waldwegen und noch bei bestem Wetter weiter Richtung Ebni. 

Ungefähr 6 km vor unserem Ziel zogen am Himmel immer schneller dunkle Wolken auf und als wir gerade Hörschhof passierten, begann es zu regnen. Da wir ein ungutes Gefühl hatten stellten wir uns unter, was sich in der nächsten halben Stunde als ausgesprochen weise erwies da kirschgroße Hagelkörner vom Himmel fielen. Die Pferde ließen sich von diesem Inferno nicht groß beeindrucken. Sie nutzten die Zeit lieber um ein bisschen zu dösen.

 Als der Hagel in Regen überging ritten wir in flotten Trab weiter um kurz vor dem Fratzenwiesenhof noch mal in einen richtig kräftigen  Regenschauer zu geraten. Ein guter Test für unsere neuen Regenmäntel, den sie mit Bravour bestanden haben.

Bei Bachers wurden wir herzlich empfangen und nachdem die Pferde versorgt waren gingen wir zum gemütlichen Teil über. Grillen - und natürlich über Pferde reden. Ich wurde dann abends von Wolfram zu meinem Auto gebracht, Karen und Dieter ritten am nächsten Tag nach einem gemütlichen Frühstück von Ebni nach Oberrot-Hohenhardtsweiler, wo schon die Leute vom Reit –und Fahrverein warteten, um Menschen und Pferde zu beherbergen.

Der zweite Tag wurde der Tag der Holzbrücken. Wir hatten uns Wege ausgesucht, die teilweise sehr schmal wurden und uns in die Höhen und Tiefen des Mainhardter Waldes führten. Unsere Pferde haben uns zuverlässig viele Pfade bergauf getragen und gemeinsam sind wir steile und flachere Wege hinab gelaufen.

Die zu passierenden Brücken waren wohl eher für Wanderer gedacht, gerade mal maximal 1,20 m breit, ohne Geländer und teilweise auch etwas schwingend beim Drüberlaufen. Zum Glück waren die Hölzer nahezu abgetrocknet nach den gestrigen Unwettern. Da Quardi bei der ersten Brücke etwas große Augen machte beschloss ich, ihn künftig zuerst hinüberzuführen und dann Cheik nachzuholen. Cheik war da allerdings anderer Meinung, er machte sich alleine auf den Weg und folgte uns. Wir mussten grinsen und lobten ihn für seinen Mut.


Am letzten Berg, kurz vor dem Tagesziel, fragten wir einen Radfahrer ob den der gewählte Weg auch wirklich zu unserem Ziel führen würde. Er meinte ja – aber der Weg wäre teilweise sehr steil, ob das denn unsere Pferde schaffen würden. Als wir ihm versicherten, aber ja – das hätten sie am heutigen Tag schon mehrmals unter Beweis gestellt - kam ein bewunderndes ‚cool ey cool’ aus seinem Munde.  Dieser Ausspruch sollte zum Slogan unseres Rittes werden – wir haben noch oft darüber gelacht! 

Wir ritten daraufhin also steil bergauf, wie erwartet war das für unsere Pferde kein Problem, oben auf der Ebene schnauften sie sofort wieder ruhig und liefen fleißig weiter.


In Hohenhardtsweiler wurden wir ebenfalls herzlich empfangen, die Pferde konnten auf einer Wiese wahlweise Gras oder Heu fressen und wir verbrachten einen gemütlichen Abend in der Gaststätte unmittelbar neben dem Stall. Nach einer erholsamen Nacht bei einer Stallnachbarin musste Dieter bei seinem Pferd noch die Nagelung eines Hufeisens nachbessern, dann konnten wir den nächsten Reittag beginnen.

Auch der dritte Tag sollte seine Raffinessen haben. Auf einem wunderschönen Weg im Wald lagen auf den ersten Blick unüberwindbare Baumstämme quer über dem Weg. Doch wir suchten uns einen Weg. Für Jomi, der eher zu den kleineren Isländern zählt, waren das teilweise schon sehr hohe Stämme über die er steigen musste, aber er hat das genauso gut gemeistert wie seine beiden ‚Berberkollegen’ mit längeren Beinen.


Nach Sittenhardt ging unser Weg wieder mal auf einem Pfad bergab – bis es dann auf einmal keinen Weg mehr gab! Dieter hat daraufhin zu Fuß den Weg wieder frei geräumt während ich mit den 3 Pferden gewartet habe. Das war dann der Zeitpunkt an dem sich Ouardi dachte – oh nein – schon wieder so ein Sch...-Weg - ohne mich -  ich drehe um! Ich musste ihm einige Meter berauf nachlaufen um ihn wieder einzuholen. Ab diesem Zeitpunkt lösten wir solche Wegpassagen so dass Dieter mit Jomi vorneraus lief, wir Cheik frei zwischen uns laufen ließen und ich mit Ouardi hinterher lief. Das klappte hervorragend, Cheik genoss seine Freiheit indem er sich immer wieder ein bisschen Grün gönnte, blieb aber stets brav zwischen uns.


Dank eines Verreitens fanden wir an diesem Tag eine wunderschöne Raststelle für die Mittagspause. Eine Lichtung mitten im Wald, mit Tischen und Bänken, mit Marterpfahl, mit Grillstellen und sogar mit Sonnenbänken! Das meiste haben wir nicht genutzt, weder die Sonnebänke noch den Marterpfahl, aber es war einfach ein sehr schöner Platz und wir hatten ihn ganz für uns.

Die Pause und die damit verbundene Stärkung war auch gut denn danach sollten wir unser Meisterstück absolvieren! Es war gar nicht mehr weit bis zum Etappenziel als unser Weg immer schmäler wurde. Es ging wieder mal steil bergab – das bewältigten wir ja nun schon routiniert in beschriebener Reihenfolge. Dann lag ein Ast quer unter dem Jomi zwar durchlaufen konnte, nicht aber die beiden Schimmel. Also habe ich den Ast hochgedrückt und Dieter die Pferde hindurch geführt. 

Kurz danach war der Weg über eine Länge von ca. 1,50 m fast komplett den Hang hinabgerutscht. Was nun? Augen zu, an die Kraft der Pferde glaubend und weiter. Ging gut! Klasse Pferde! Danach kam dann ein Sumpf/Modder-Loch in dem die Pferde rund 60 cm tief einsanken. Der arme Ouardi! Er hasst Matsch! Er ist aber ohne zu murren hindurchgelaufen! Mei – war ich stolz auf die Pferde! 


Und dann? Standen wir ca. 3 m über dem Bach. Der Weg ging über den Bach. Und uns wurde klar, dass diese 3 Meter einfach nicht mehr mit Pferden zu bewältigen sind. Stufen aus glatten, glitschigen Steinen, unter ca. 45 Grad angeordnet – das war uns dann doch zu gefährlich. Nach ein paar Minuten (oder doch nur Sekunden?) der Enttäuschung hieß es also – zurück. Durch den Matsch, wieder am abgerutschten Hang entlang, unter dem Ast hindurch, den steilen Weg hinauf. Und wieder haben unsere Pferde prima mitgemacht!


Wir sind daraufhin ganz unspektakulär die Schotterwege im Wald in Serpentinen hoch und wieder runter zu unserem Quartier bei Familie Baumann in Schuppach geritten. Dort konnten die Pferde auf einer Hangkoppel mit Unterstand übernachten während wir nach einem Riesenschnitzel noch mit den Baumanns bei Römerwein zusammensaßen welcher uns zu ordentlicher Bettschwere verhalf.


Aber auch die Pferde waren am nächsten Morgen nicht mehr ganz taufrisch. Die Anstrengungen der letzten Tage wurden sichtbar – es sind halt doch nicht mehr die Jüngsten. Karin hat das auch gleich bemerkt als sie ankam um am letzten Tag wieder mit uns zurück zu den Hängern zu reiten. 

An diesem, dem letzten, Tag hatten wir nun den Vorteil dass wir Teile der Strecke vor ein paar Jahren schon mal in der anderen Richtung geritten waren. Entsprechend gestaltete sich die Wegsuche zumindest auf der ersten Hälfte einfacher. Das war auch gut so, denn nachdem an den beiden letzten Tagen optimales Reitwetter herrschte sollte dies nun ein heißer Sommertag werden.


Bis zur Mittagsrast verlief die Route daher unspektakulär, wir fanden die Wege recht schnell und kamen gut voran. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Tage mit den oft im Nirvana endenden Wegen gingen wir weniger Risiko ein, folgten teilweise auch den Asphaltbändern.

Bis uns dann doch auch an diesem Tage die Diskrepanz zwischen Wegen auf der Karte und in der Wirklichkeit aufgezeigt wurde. Der von uns zu reiten geplante Weg war einfach nicht vorhanden. Und es war heiß. Was tun? Wir entschieden uns – da die Pferde wie schon erwähnt, auch nicht mehr taufrisch waren – für weniger Risiko und die weniger attraktive Wegvariante entlang dem Radweg. Diese bedeutete nach einem kurzen Auf- und Abstieg einige Kilometer in der Ebene in sengender Sonne ohne Schatten zu laufen.


Im letzten Ort gab es zum Glück noch einen Brunnen an dem sich die Pferde erfrischen konnten. Während wir dann den Weg so entlang liefen kam bei uns allen dreien (Menschen) der Wunsch nach einem kühlen Bier oder Radler auf. Wie schon an den Tagen zuvor zeigte sich die Wahrheit des Spruches: ‚Wo ein Wille ist - ist auch ein Weg’. Dank Handy konnten wir so drei gekühlte Radler organisieren die wir nach dem Absatteln und Versorgen der Pferde am Hängerstellplatz genossen.

Fazit: 

Wanderreiten ist Klasse! Es ist immer wieder ein tolle Erfahrung – wie die Pferde mitmachen – wie intensiv der Kontakt zu den Pferden ist - wie groß das gegenseitige Vertrauen ist!


Auch die Erfahrung – bei den Gastgebern willkommen zu sein, mit ihnen Gedanken und Erlebnisse auszutauschen – Gemeinsamkeiten im Leben mit und ohne Pferde zu entdecken – ist jedes Mal eine Bereicherung.

Von links nach rechts:     Dieter mit Jomi    Karen mit Cheik Ouassal     Karin mit Ouardi
Von links nach rechts: Dieter mit Jomi Karen mit Cheik Ouassal Karin mit Ouardi