Tiaret, Algerien – 9ème Salon National du Cheval

Ein Reisebericht

Ein Hauch von Abenteuer liegt über unserer „Exkursion“ nach Tiaret, etwa 250 km südöstlich von Algier, am Rande der Hochplateaus gelegen. Einige Stunden dauert die Autofahrt über endlose Serpentinen mit grandiosen Ausblicken auf das Atlasgebirge. Abseits des Tourismus erleben wir den Charme und die Exotik der fremdartigen Kultur und deren Traditionen ganz unmittelbar und unverfälscht. Wir, die dreiköpfige „delegation allemande“, bestehend aus Bärbel Heinrich, Gea Olbricht und Anke Brügmann, sind gekommen, um die Berberpferde in ihrem Ursprungsland zu sehen und um unseren Blick zu schärfen für diesen besonderen Typus.

 

Hier in Tiaret findet in diesem Jahr zum 9ten Mal der „Salon National de Cheval“ statt, eine Pferde-Messe mit unterschiedlichen Veranstaltungen an mehreren Schauplätzen: Der Aufmarsch aller Fantasia-Mannschaften durch die Innenstadt, Fantasia auf einem riesigen Gelände mit Zelten und Buden, Galopprennen, Springreiten, Distanzritte, außerdem eine Ausstellung von Kunsthandwerk rund ums Pferd, Vorträge und eine Versteigerung von Pferden auf dem Gelände des Staatsgestütes „Chaouchaoua“. Unser Hauptinteresse richtet sich auf die Championate für Berber-/ und Araber-Berberpferde, die an zwei Tagen ausgerichtet werden.

 

Tiaret ist als Veranstaltungsort in besonderer Weise geeignet: Zum einen liegt hier das Staatsgestüt „Chauchaoua“, das eine lange Tradition in der Zucht der Berber-/ und Araber-Berberpferde besitzt. Zum anderen beginnt hier die Region der Hochplateaus, die „Wiege der Berberpferde“ genannt. Eine Vielzahl privater Züchter aus der näheren und weiteren Umgebung sorgt laufend für Nachwuchs der typvollsten Berberpferde, so stammt auch der Hengst Baloubet, der 2012 zum Worldchampion gekürt wurde, aus dieser Region. Hier sind Pferde noch als Fortbewegungsmittel und zum Ziehen von Lasten unentbehrlich, der ganze Stolz und Reichtum der Besitzer.

 

Das Championat der Berber- und Araber-Berberpferde, die Bewertung von „Modèle et Allure“ findet unter Regie der O.N.D.E.E.C. (Abteilung Zucht für Pferde und Kamele im Landwirtschaftsministerium) statt. Schauplatz ist das außerhalb der Stadt gelegene Gestüt „Haras El Mesk“ der Familie Feghouli. Nach und nach treffen die Pferde auf dem Veranstaltungsgelände ein und werden durch Zuchtrichter und Tierärzte zunächst identifiziert, gechippt und – sofern die Abstammung nicht bekannt ist - klassifiziert nach Berbern, Araber-Berbern oder anderen Rassen zugehörig. Für uns ist das natürlich ein besonders spannender und lehrreicher Prozess. Erklärtes Ziel intensiver Bemühungen ist es, den ursprünglichen Rassetyp des Berberpferdes zu bewahren, indem Pferde mit abweichenden Exterieur- und Rassetypmerkmalen entweder als Araber-Berber klassifiziert werden oder als „Selle algerienne“, eine Bezeichnung für Pferde, die für den Einsatz bei der Fantasia sehr groß und mächtig gezüchtet werden. Im Championat, das getrennt nach Berbern und Araber-Berbern erfolgt, werden Exterieur- , Rassetypmerkmale und Bewegungen bewertet. Anders als bei uns kommen alle Pferde einer Altersklasse gemeinsam in den Ring und können von den Richtern begutachtet werden, ehe sie einzeln in die Mitte geholt und im Schritt und Trab vorgeführt werden.

 

Als ausländische Besucher erhalten wir das Privileg, überall dabei sein zu dürfen, im Hotel gemeinsam mit den Funktionären und Zuchtrichtern, bei der abendlichen Feier im Berberzelt bei einem landestypischen Festessen mit gegrilltem Lamm, überall werden wir gastfreundlich mit einbezogen. Bei der abschließenden Siegerehrung werden wir an der Preisvergabe beteiligt und als Delegation besonders geehrt. Auch mehrere Interviews müssen wir geben. Unsere Gastgeber begleiten unseren Aufenthalt mit viel Engagement und großer Herzlichkeit, alte Bekanntschaften werden aufgefrischt, neue Kontakte in einer freundschaftlichen, ungezwungenen Atmosphäre geschlossen. Mit Sicherheit ist dies ein weiterer Schritt zur Vertiefung der guten Zusammenarbeit zwischen unserem Verein und dem algerischen Ursprungsland – im gemeinsamen Interesse für die Sache der Berberpferde.

 

Anke Brügmann