Liebe Züchter*innen im VFZB,
der Frühling hat endlich Fahrt aufgenommen und die ersten Fohlen sind oder werden sicherlich in nächster Zeit bei euch geboren. Wie in jedem Jahr stellt sich natürlich die Frage, ob die Stute für das kommende Jahr erneut zur Zucht eingesetzt werden soll. Vielleicht ist es auch das erste Fohlen was ihr züchten möchtet? Oder ihr habt sogar einen eigenen Zuchthengst?
Mögliche Anpaarungen sollten gut überlegt sein und es ist wie oft im Leben manchmal gar nicht so einfach sich zu entscheiden. In aller erster Linie wünscht sich jede(r) Züchter/in eine erfolgreiche Bedeckung mit einer komplikationslos verlaufenden Trächtigkeit und Geburt. Und als Resultat natürlich ein gesundes, vitales und typvolles Fohlen. Und genau das wünschen wir euch von ganzem Herzen!
Der VFZB Zuchtausschuss möchte euch im Folgenden auf drei interessante Artikel hinweisen. Bitte lest euch die Artikel aufmerksam durch, da bestimmte Anpaarungen Auswirkungen auf die Gesundheit zur Folge haben können und eventuell ein besonderes Management für die Haltung bedeuten.Die Artikel könnt ihr mit dem jeweiligen Link öffnen.
Mit Gentests können viele Erbkrankheiten beim Pferd bereits eindeutig erkannt und züchterisch bearbeitet werden. Der Schwerpunkt internationaler Genforschung liegt heute auf der Suche nach den
Erbanlagen und Umwelteinwirkungen, die Gesundheitsmerkmale des Pferdes beeinflussen.
Nicht lebensfähige Fohlen und Krankheiten verhindern
Beim Pferd sind im Vergleich zu anderen Nutztieren nur wenige Erbkrankheiten bekannt, die von einzelnen Genwirkungen ausgelöst werden. Meist kommen die Erbanlagen auch in nur sehr geringer
Verbreitung in den betroffenen Pferderassen vor. Es ist durchaus denkbar, dass Pferdezüchter in frühen Generationen schon viele solche schädliche Erbanlagen durch konsequente Selektion
ausgeschaltet haben. In Einzelfällen können sich schädliche Erbanlagen, vor allem in zahlenmäßig sehr kleinen Pferderassen, jedoch stärker verbreiten. Mit den Methoden der Genetik ist es heute
möglich Einzelgenwirkungen aufzudecken und Gentest zu erarbeiten. So hatten die Züchter bunter Pferde jahrzehntelang von nicht lebensfähigen weißgeborenen Fohlen berichtet. Die weißgeborenen
Fohlen haben schon bei Geburt unheilbare Nervenentwicklungsstörungen und Nervendefekte. Bei den weißen Fohlen wird unter anderem auch die Funktionsfähigkeit aller Verdauungsorgane und die
Haarpigmentierung blockiert. Eine Arbeitsgruppe um Dr. Elisabeth Santschi an der US Universität von Minnesota konnte dann bereits im Jahr 1998 eine Genvariante bei betroffenen Pferden aufspüren.
Das züchterisch wichtige Resultat war ein Gentest für OLWS, dem Overo Lethal White Defect, beim Pferd. Über ein Jahrzehnt hat es dann aber noch gedauert, bis auch die US American Paint Horse
Association, der zahlenmäßig größte Pferdezuchtverband für bunte Pferde, einen OLWS Gentest für alle Pferde zur Auflage gemacht hat. Das Ergebnis wird heute auf den Zuchtbescheinigungen der
American Paint vermerkt. Mit dem OLWS-Test kann so jeder Genträger bereits unter den neugeborenen Fohlen sicher erkannt werden. Einzelgenträger für OLWS sind vollständig gesund. Hier verursacht
die Genvariante die von Züchtern und Haltern bevorzugte bunte Frame Overo Scheckung. Alle Fohlenverluste bedingt durch OLWS lassen sich tierschutzgerecht umgehen, wenn die Genträger nicht mehr
miteinander verpaart werden.
Weitere Erbkrankheiten schon gut im Griff
Weitere Gentests gibt es unter anderem bereits für mehrere unheilbare Stoffwechseldefekte (HYPP und GBED im Western Pferd, PSSM Typ1 in allen Pferderassen), für die unheilbare Hauterkrankung JEB
im Belgischen Kaltblutpferd und für den schweren kombinierten Immundefekt SCID im Arabischen Pferd. JEB, eine unheilbare Hauterkrankung und GBED, eine tödlich verlaufende Störung des
Glykogenstoffwechsels beim Saugfohlen, finden sich in ihrer genetischen Zusammensetzung sogar deckungsgleich beim Menschen wieder. Hier hat man mit den Kenntnissen aus der Humangenetik sichere
Gentests zum Schutz der Pferde aufgebaut. JEB hat sich im Belgischen Kaltblutpferd in Nordamerika mit zunehmender Verwandtschaftpaarung unerwartet stark verbreitet, 20 Prozent der überprüften
Tiere hat man dort bereits als JEB-Einzelgenträger aufgedeckt. Bei ihrer Verpaarung können mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent nicht lebensfähige JEB Doppelgenträger unter den Fohlen
auftreten. Diese Verluste werden vollständig verhindert, wenn die Einzelgenträger nicht mehr verpaart werden.
Wichtige weitere Forschungsarbeit ist die Suche nach genetischen bedingten Wirkungen für die große Gruppe der Atemwegserkrankungen, Allergien, Muskeldefekte, Stoffwechselstörungen
und weitere Erkrankungen des Bewegungsapparates des Pferdes sein. Der Problembereich Kolik und Gelenkschäden steht hier bei den internationalen Forschungsarbeiten im Vordergrund. Solche
Erkrankungen werden meist von vielen Erbanlagen und Umweltwirkungen hervorgerufen. Hier die exakte molekulargenetische Basis zu erforschen zeigt sich zur Zeit als größte Herausforderung auch bei
humangenetischen Arbeiten. Forschungen am Pferd wurden in ersten Schritten aufgenommen. Doch auch für die komplex zusammengesetzten Merkmale wird die Pferdezucht von den Fortschritten aus der
Genetik profitieren. Die Aufdeckung genetischer Ursachen für Krankheiten und Defekte wird letztendlich nicht zu einem vollständig erbfehlerfreien und zu einem krankheitsfreien Pferd führen. Die
genetischen Arbeiten werden aber medizinische Geheimnisse des Pferdes aufklären. Sie können eindeutige Krankheitsdiagnosen und effektive Behandlungsmethoden ermöglichen. Mit Gentests lassen sich
zudem schon jetzt schwere Erbfehler und somit Leid für betroffene Tiere umgehen. Neben den mehr medizinischen Fragestellungen wird die Genkarte des Pferdes zukünftig aber auch Fragestellungen zur
Leistungsvererbung des Pferdes genauer beantworten.
Dr.Dr.habil Ines von Butler-Wemken
Den Artikel mit einer Tabelle der diagnostizierbaren Erbkrankheiten könnt ihr unten downloaden.
VFZB e.V.
Verein der Freunde und Züchter des Berberpferdes
In Deutschland und Österreich bundesweit anerkannte Züchtervereinigung für Berber- und Araber-Berberpferde
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