IKRAM    

geb. Algerien  (1982)

Ikram feiert sein 20jähriges „Dienstjubiläum“

 

in den letzten Wochen kam mir immer mal wieder die Idee, meine Geschichte mit meinem Berberwallach Ikram  aufzuschreiben. Anlass ist sein 20jähriges "Dienstjubiläum"! Ich kann es selbst kaum glauben: Am 14.1. 1991 brachten mir in den Abendstunden Wolfgang und Christin Krischke mein frisch erworbenes Traumpferd auf den Hof. Es war der 8jährige Berberwallach "Ikram", Stockmaß 1,56m was für die Importe aus Algerien recht groß ist.

Er war kein einfaches Pferd, zumindest nicht an der Hand: zutiefst misstrauisch Menschen gegenüber, sicherlich mit unschönen Erlebnissen versehen, die er  in der Heimat erfahren hatte. Ließ man ihn frei in der Longierhalle laufen, legte er schon mal die Ohren an und tat so, als griffe er an (er hat aber nie ernst gemacht). Das einzige Pferd, dem es gelungen ist, Wolfgang Krischke um die Apfelbäume zu treiben, so ging zumindest eine der vielen Geschichten, die sich um Ikram ranken.

Mich hatte er schnell ins Herz geschlossen, ließ sich willig auf mich ein und unter dem Sattel war er vom ersten Moment an ein Traum. Er ist unglaublich weich zu sitzen und gut zu händeln, allerdings hatte er es mit mir nicht immer leicht.

Ich war reiterlich nicht besonders erfahren, 2 Jahre Englischreiten war alles, was ich vorzuweisen hatte. Also musste Ikram mit mir experimentieren. Zunächst kam er vier Wochen zu einem Spanier in Ausbildung. Danach konnte er den spanischen Schritt, Spanntritte und vieles mehr. So richtig zufrieden waren wir beide aber nicht.

Dann las ich einen Artikel von Sadko Solinski. Die Philosophie war genau meine. Also fuhr ich einige Jahre nach Malibaud, machte wunderschönen Urlaub, führte lehrreiche und interessante Gespräche mit Sadko Solinski , nur mit der Reiterei klappte es zuhause nicht wirklich. Ikram latschte immer mehr durch die Gegend (Ich glaube, er fand das gar nicht so schlecht)

Danach folgten noch einige Reitversuche, bis auf Westernreiten haben wir fast alles ausprobiert. Ikram machte immer alles brav mit, kommentierte allerdings hin und wieder kritisch, was ihm gefiel und was nicht. Vor allem im Gelände war unser Motto "Wir machen meistens das, was Ikram vorschlägt, es macht in der Regel Sinn". Seine Sicherheit und unglaubliche Geduld hat er jedenfalls nie aufgegeben, ein Traum von einem Geländepferd (ach ja, Distanzen und Wanderritte konnte er natürlich auch gehen, er war nie tot zu kriegen.)

Unsere Geschichte ist eng verknüpft mit der Geschichte des VFZB. Bis 2002 waren wir fast auf jedem Berbertreffen.

Ikram beim Berbertreffen 2002
Ikram beim Berbertreffen 2002

Ikram wurde einmal mit der Note „exzellent“ bewertet und gewann den Wettbewerb in seiner Klasse mehrfach.

Wir nahmen Unterricht bei Christin und Wolfgang Krischke und als Reitwartin des Vereins war ich eine Zeitlang für die Reiterspiele beim Berbertreffen und für einen Wanderritt zuständig.

Ikram hatte mit Christin einen Auftritt auf der Equitana und mit mir einen auf der „Pferd und Jagd“ in Hannover. Um die Fantasia zu bewältigen, übten Ikram und ich wochenlang auf einem Feld, wild galoppierend und in die Luft schießend. Wie schon gesagt, Ikram hatte es nicht immer leicht mit mir. 

Ikram mit Christin Krischke auf der Equitana 1993
Ikram mit Christin Krischke auf der Equitana 1993

Nicht zuletzt hatten sein Aussehen und sein Wesen zu geführt, dass ich mir zusammen mit Helmut Böckmann die Stute Nafsa kaufte, deren Fohlen Sharizah und Uhab und deren Nachkommen die Berberzucht bis heute sicherlich bereichern.

Ich könnte noch ewig so weiter erzählen über mein  Pferd. Aber ihr könnt euch sicher vieles auch so vorstellen. Ikram ist ja schließlich ein Berber.

http://vfzb.de/Berichte/Senior/Bilder/Ikram4.jpg
http://vfzb.de/Berichte/Senior/Bilder/Ikram4.jpg

Heute ist er 28. Bis auf einen Unfall vor 7 Jahren, bei dem er sich eine Sehne anriss, ist Ikram nie krank gewesen. Jetzt plagen ihn hin und wieder arthritische Zipperlein, was ihn aber nicht hindert, seinen 11jährigen spanischen Kumpel über den Paddock zu jagen. Es ist eigentlich auch überflüssig zu sagen, dass er sein Leben lang Chef auf jeder Weide war, ein unglaublich starkes, dominantes Pferd!

Heute reite ich ihn nach klassischen Grundsätzen, gemäß der Ausbildungsskala. Er geht auch noch in der Reitstunde, gibt sich Mühe und es ist nach wie vor ein Gedicht, ihn zu reiten.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns noch zusammen bleibt, aber eines ist klar: er spielt eine sehr große Rolle in meinem Leben und die Entscheidung, die ich vor 20 Jahren getroffen habe, mich für Ikram zu entscheiden, habe ich nicht eine Sekunde bereut.

Gudrun Strahl