LEIL    

geb. Algerien  (22.04.1986)

Vater: Bomako (Berber alg.)

Mutter:Tequilla  (Berber alg.)

 

Eigentlich kennt ihn jeder aus der Berberszene.

Er ist der Fuchs neben Jihal auf dem Cover der VFZB- Video.

Ich habe Leil im Pferdemarkt entdeckt. Mit wehender Mähne im schnellen Galopp,

kein Fuß auf der Erde. „ Wow“ habe ich gedacht, das ist ein Pferd für meinen Mann.

 

Das war 1993. Wir haben ihn gekauft, weil es Liebe auf den ersten Blick zwischen meinem Mann und Leil war. Jetzt ist er schon 16 Jahre bei uns, wird im April

23 Jahre alt und noch immer geritten. Für meinen Mann ist Leil das beste Pferd der Welt.

Wir haben wunderbare Ausritte und herrliche Urlaube mit  ihm erlebt. Wir waren in Dänemark, in Österreich, am Starnberger See und oft auf Rügen. Das Auto voll mit Oma, Kindern, Hund und Sätteln, dahinter der Hänger mit den Pferden.

Über Leil könnten wir ein Buch schreiben, so viele spannende Geschichten haben wir mit ihm erlebt. 

Vielleicht zwei kurze Geschichten von ihm:

Leil wurde traditionell in Algerien aufgezogen. Er war ein Hengstfohlen mit vier weißen Fesseln. Die Legende sagt: „ Vier weiße Fesseln verraten bei Nacht den Sitz des Kriegers. Das ist gefährlich und darf sich nicht weiter vererben. Deshalb werden diese Pferde nach der Legende sofort nach der Geburt getötet.

Unser Leil hatte großes Glück. Er ist ein „Freitag-Geborener“. Die bekommen lediglich als Zeichen ein Schlitz ins Ohr und dürfen weiter leben.

Er macht seinem Schlitz im Ohr bis heute alle Ehre.

 

Kurz nachdem wir ihn gekauft hatten, machten wir uns auf zu einen entspannten Herbstritt. Es hatte ein paar Tage geregnet, Blätter waren gefallen und der Boden war etwas nass.  Auf unserer Tour mussten wir eine Holzbrücke überqueren. Leil ging vor. Ohne Vorwarnung begann er auf dem nassen Gummibelag im Zeitlupentempo zu rutschen. Er setzt sich auf seine Hinterhand und rutschte mit den Vorbeinen unter das Geländer der Brücke.

Jetzt wurde es dramatisch. Leils Vorderderbeine schwebten über dem Bach und waren durch den Druck des Oberkörpers wie festgekeilt, der Kopf lag auf dem Handlauf der Brücke. Mein Mann saß noch im Sattel mit den Füßen auf dem Boden, so unverhofft schnell ging alles.

Autos  und Menschen hielten an, mein Pferd Hedin bemerkte die  Not seines Kameraden und wurde an der Hand ganz panisch.

Von allen Seiten kluge Ratschläge wie wir Leil helfen sollten.

Aber im Grunde ging nichts, weil die Brücke aus Bongossiholz war,  nicht durchzusägen.

Mit einem Kran konnte man ihn auch nicht rausheben,  weil er verkeilt war.

 

In dieser Not wurden wir dann ganz ruhig. Wir schickten die sich inzwischen angesammelte Menschenmenge von der Brücke.

Es gab nur eine Rettungsmöglichkeit, Leil musste sich  die Seite legen, damit wir ihn dann seitlich am Sattel rausziehen konnten.

Mein Mann drückte  Kopf und Schulter von Leil  nach unten. Leil ahnte wohl, dass das seine einzige Chance war. Er legte sich ganz langsam auf die Seite.

Ich kletterte dann zwischen Brücke und Pferdebauch und stemmte mich mit den Beinen gegen seinen Bauch und mein Mann zog am Horn des Westernsattels.

 

Ich weiß gar nicht woher wir die Kraft genommen haben aber nach kurzer Zeit lag Leil befreit auf der Brücke. Anstatt nun in Panik aufzuspringen sammelte er seine Kräfte zog seine Beine wie ein Baby unter den Bauch und erhob sich total sicher aus dieser Position.

Wir konnten ihn dann von der Brücke führen und in den Stall bringen. Geblieben waren einige Schürfwunden und eine besondere Vorsicht bei dem Überqueren von „gefährlichen“ Brücken.

Dieses Erlebnis hat viel Vertrauen zwischen uns geschafft und uns tief verbunden.

Petra Jürgens